Воспоминания из жизни Зайберт Валентина Яковлевича

Ich will in meiner Heimat bleiben
 

Wie viele Tausende von Russlanddeutschen hat auch VALENTIN JAKOWLEWITSCH SEIBERT ein schweres Schicksal hinter sich. „Ich bin in Krasnoarmejskoje geboren und bin jetzt (im Jahr 2003) 79 Jahre alt. Mein Vater ist aus der Ukraine übergesiedelt, aber ich weiß nicht, aus welchem Ort genau. Zuerst sind hierher 1909 neun Familien gekommen, und im nächsten Jahr gab es insgesamt schon zwölf Familien. Sie gründeten hier viele Dörfer, darunter Noworomanowka, Olgino und Friedenhof“, erinnert sich Valentin Seibert. 1942 wurde er zur Armee einberufen, hat aber nur drei Monate gedient. Dann schickte man ihn nach Tula, wo er hinter Stacheldraht an einem Bau gearbeitet hat.

In den Jahren 1937 und 1938 wurden aus Krasnoarmejskoje, wo es nur 100 Haushalte gab, 35 Menschen ins Gefängnis gebracht. Nur zwei von ihnen kehrten später nach Hauses zurück. Nach den Erinnerungen von Landsleuten wurden aus den umliegenden Dörfern etwa 370 Menschen zur Zwangsarbeit in den Norden verschleppt. Sie mussten zu Fuß dorthin und unterwegs gab es nur Zwieback. „Wenn jemand vor Hunger am Boden liegen blieb, machten ihm die Wachleute mit der Maschinenpistole den Garaus. Nur 150 kamen im Norden an“, erzählte uns Valentin Seibert voll Wehmut. „Da es damals in meinem Dorf an Arbeitskräften mangelte, hat man mich gezwungen, mit 15 Jahren in der Kolchose als Pferdeknecht zu arbeiten. Ich musste 25 Pferde pflegen und schwere Eimer tragen. Die Mädchen haben mit 12 Jahren als Kälberpflegerinnen gearbeitet. So war das Leben damals“, seufzt Valentin. In Tula hat er bis 1954 gearbeitet und dort auch geheiratet. Dann kehrte er mit Frau und Kindern nach Krasnoarmejskoje zurück. Der Ort gehörte bis 1960 zum Rayon Snamenka, später dann zum Rayon Slawgorod. „Bis 1960 habe ich als Viehpfleger in der Kolchose gearbeitet. Die Melkerinnen haben Geld– und Warenprämien bekommen, die Viehpfleger nicht. Der Brigadier hat gesagt, die Melkerin habe die Milch in den Händen. Ich habe ihm erwiedert, wenn der Viehpfleger das Vieh nicht füttert, gibt es auch keine Milch“.

Deshalb verließ Valentin Seibert mit seiner Familie Krasnoarmejskoje und zog 1975 nach Ostkasachstan, wo er bis 1988 arbeitete. Als Rentner kehrte er wieder nach Krasnoarmejskoje zurück. Zuerst bekam er für seine 50–jährige Arbeitstätigkeit nur 90 Rubel und dann 180 Rubel Rente. [...] Mit seiner Frau, die vor zwei Jahren starb, lebte er 52 Jahre zusammen. Sie haben fünf Kinder großgezogen. Eine Tochter wohnt jetzt in Deutschland, die andere in Magadan. Drei Söhne leben in der Verwaltungsregion Altai. Deutsch lernte Valentin Seibert in der Schule nur vier Jahre. In Krasnoarmejskoje gab es nur eine Vierklassenschule, wohingegen es im damaligen Rayonzentrum Nekrassowo eine Siebenklassenschule gab. Und hätte er zum Beispiel in einer höheren Klassenstufe lernen können, hätte er sogar seinen kranken Deutschlehrer ersetzen können. Als Valentin zur Armee kam, kannte er nur wenige russische Wörter [...]. Dort und später in der Arbeitsarmee lernte er dann Russisch. Er hatte noch Glück, dass sein Vorgesetzter beim Bau in Tula ein Russlanddeutscher war. Auch seine Frau half Valentin Russisch zu lernen. Zu Hause hatte er nur drei russische Bücher. Als seine Frau krank war, besuchte er einige Zeit das lutherische Bethaus in Krasnoarmejskoje. Jetzt geniert er sich dorthin zu gehen, weil außer ihm nur vier Frauen ein gehbehinderter Mann dort sind. Er liest zu Hause religiöse Bücher in deutscher Sprache, darunter auch die Bibel. „Die Lutheraner haben ganz andere Bräuche. Solange ich hier lebe, erweisen die Verwandten dem Verstorbenen nur einmal die letzte Ehre unmittelbar nach der Beerdigung beim gemeinsamen Mittagessen. Danach kommen sie nicht mehr zusammen. Die Russen dagegen begehen den Trauertag mehrmals: nach sechs, neun und vierzig Tagen nach dem Tod sowie nach einem halben Jahr und einem Jahr“, erläutert Valentin Jakowlewitsch. Valentin Seibert will nicht nach Deutschland ausreisen. Vor zwei Jahren wollte er noch seine 70– jährige Schwester, die dort lebt, besuchen. Als sie ihm aber erzählte, dass es ausgereisten Senioren dort nicht besonders geht, blieb er zu Hause. „Alte Menschen sind häufig krank und sitzen zu Hause wie in einem Käfig. [...] Meine Schwester hat es in Deutschland nur ein Jahr ausgehalten und ist dann wieder zurückgekehrt. Auf dem Friedhof in unserem Dorf sind zwölf meiner nächsten Angehörigen begraben. Ich habe mich entschlossen in Krasnoarmejskoje zu bleiben. Ich bin es gewohnt, von früh bis spät zu arbeiten. In Deutschland hätte ich nur Langeweile. “ so Valentin Seibert.

Кратко:
Валентин Зейберт, бывший трудармеец из села Красноармейское, что неподалёку от западносибирского Славгорода, решил не следовать за своей дочерью в Германию. Восьмидесятилетний вдовец с 1942 по 1954 г.г. работал в Туле в трудармии, а в последнее время до выхода на пенсию в 1988 году провёл в Восточном Казахстане, поскольку на прежней родине чувствовал себя дискриминированным. В настоящее время он вернулся в Красноармейское и живёт на скудную пенсию. Хотя одна из его дочерей переехала в Германию, он тем не менее хочет остаться в России. “Я решил остаться здесь навсегда. Я привык работать от зари и до темна, в Германии мне было бы скучно“,- говорит Зейберт.

Источник: Lubow Koslowa; "Zeitung für Dich" Nr. 7/2003, S. 6

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